Tino Barchmann, Referent im BMEL sieht die zukünftigen, strategischen Anwendungen von Biomethan in der hochkalorische Nutzung, hochflexiblen Stromerzeugung sowie für ausgewählte Biokraftstoffe. Biomethan Ist zukünftig das Bindeglied zwischen stofflicher Nutzung und CO2 Speicherung. Die bereits seit einigen Jahren diskutierte aber immer noch nicht fertiggestellte nationale Biomassestrategie (NABIS) hat derzeit eine Umsetzungslücke, die aktuellen Verhandlungsergebnisse und die Zielabstimmung lassen immer noch keine Veröffentlichung für dieses maßgebliche Strategiepapier zu. Hinter den Kulissen wurde der Unmut darüber deutlich. Gerade die EU-Politik, die eine Verzehnfachung der Produktion von Biomethan auf 35 Mrd. m³ bis zum Jahr 2030 vorsieht, wird offensichtlich von der deutschen Politik blockiert. So wurden auf Basis einer Befragung der deutschen Gasnetzbetreiber 233 Netzanschlussbegehren erfasst – bei einer Zahl von 232 bereits in Betrieb befindlichen Biomethananlagen. Hiervon sind allerdings viele Genehmigungs- und Umsetzungsverfahren ins Stocken geraten.
Felix Colsman, CEO der DAH Group, die gerade einen Eigentümerwechsel an einen Finanzinvestor erlebt hat und nun auf Wachstumskurs ist, vertrat die Meinung, dass die Kaskadennutzung von Biomasse der falsche Ansatz sei, sondern alle Nutzungsformen wie Wärme und Stromerzeugung für Industrie und privaten Sektor, stoffliche und Kraftstoffnutzung ihre gleichberechtigte Bedeutung haben sollten. Man muss auf die regionalen Gegebenheiten Rücksicht nehmen und Unternehmen die Möglichkeit geben, ihre Ressourcen optimal zu nutzen. Gleiches gilt auch für die Produktion von Biogas. Er wies darauf hin, dass der Maisdeckel abgeschafft werden müsse, da der Maisanbau, Stichwort Vermaisung der Landschaft, bereits in andere Vorschriften hinreichend geregelt sei.
Volker Barsch vom DVGW, dem Deutschen Verband für die Gas- und Wasserwirtschaft, gab einen sehr interessanten Einblick in die Rolle von Wasserstoff und Biomethan. Gerade vor der Diskussion der Auswirkungen des Gebäudeenergiegesetzes stellte er eine Studie vor, die den zukünftigen Endkundenpreis von Wasserstoff und Biomethan im Wärmemarkt zwischen 10 und 12 ct sieht. Es wird prognostiziert, dass der Bezug von Biomethan dann günstiger sein wird als der von Wasserstoff und für Haushalte damit erhebliche Ersparnisse realisiert werden können, wenn sie den Betrieb ihrer bisherigen Gasthermen auf den Bezug von Biomethan umstellen. Die CO2 Abgabe wird die Preise für Erdgas kräftig steigen lassen, Biogas und Biomethan sind die „Quick Wins“ für die Energiewende. Thomas Wecker, ebenfalls vom DVGW, sieht zukünftig einen Verteilkampf um Kohlenwasserstoff basierte Moleküle.
Interessant in der Mengenstatistik ist die zunehmende Rolle von vor allem dänischen und englischen Importen von Biomethan. Mit ca. 2,7 GWh haben diese Importmengen bereits einen Anteil von 25% im deutschen Markt und dieser Anteil wird weiter steigen. Selbst aus der Ukraine werden bald die ersten Biomethan-Mengen erwartet.
Interessant war die Einschätzung zur „All Electric Society“, die in den letzten 10 Jahren von der Agora Beratungsgesellschaft zur Energiewende geprägt war. Diese ist eindeutig an der fehlenden Umsetzbarkeit und der nicht vorhandenen Technologieoffenheit gescheitert. Regenerative Gasmoleküle wurden einfach außer Acht gelassen. Berlin öffnet sich jetzt dieser Erkenntnis und schafft neue Wege zur Sektorenkopplung.
Zoltan Elek, Geschäftsführer der Landwärme, wies für den Biomethanmarkt auf die Initialzündung von RED II im Verkehrssektor hin. Die 2022 noch hohen Preise für kraftstofffähiges Biomethan sind allerdings im absoluten Tiefflug und ersticken diesen positiven Effekt völlig. Seit 13 Monaten erleben wir den Skandal mit angeblich nachhaltig erzeugtem chinesischen Biodiesel, der zu Dumpingpreisen in die EU eingeführt wird. Während England und Dänemark den Import bereits verboten haben, passiert in Deutschland nichts! Allein die nach China geflossenen Gelder für „als fortschrittlich deklariertem Diesel“ belaufen sich jetzt schon auf geschätzt 12 Mrd. €. Dabei sollte dieses Geld eigentlich in den Ausbau unserer eigenen EU Energieerzeugung fließen. Der Schaden für die deutsche Volkswirtschaft ist immens und bis heute wird dem Treiben kein Einhalt geboten. Hier ist die Reaktion der Politik längst überfällig, sie sollte schnell tätig werden.